Author Archives: Katrin

Bankdrücken…

Zwei halbwegs ausgebildete Kinderärzte, zurück auf der Schulbank. Ehrlich, es macht uns einen Riesenspaß! Ist das Verb regulär oder – hoffentlich nicht schon wieder – irregulär? Was war denn eigentlich noch mal ein Possessivpronomen? Und, falls nötig, kann Marc einfach alles im Präsens ausdrücken, wir raten dann, ob er gestern, heute oder morgen ein gutes Stück Schwein gegessen hat… Hui, die Hirne sind in den letzten 15 Jahren, seit Schulende, doch etwas gealtert, aber da geht trotzdem noch was!! Und es ist, neben all dem Medizin-Schmu doch noch Platz für Neues!
Seit dem letzten Montag sind wir „Estudiantes“ der „Academia de Espanol de Quito“ (Danke für den Tip, Kerstin!).

Lernen mit Aussicht

Im Einzelunterricht, ich mit „Profesora“ Diana, Marc mit Rosella versuchen wir wieder da anzuknüpfen, wo wir aufgehört haben. Für mich bedeutet das, dass ich mich an die Dinge erinnern muss, die ich zwischen Klasse 9 und 13 (mit einem Jahr Pause) in der Schule gelernt habe, Marc hingegen könnte etwas entspannter an die Sache gehen, hat er doch bisher nur Erfahrung mit „Gloria“, seiner virtuellen Spanischlehrerin vom Lernprogramm auf unserem Computer. Natürlich geht es ihm aber trotzdem nicht schnell genug. Ich bin sehr stolz auf ihn, gestern hat er endgültig die Kommunikation in der Öffentlichkeit übernommen, hat Weisswein, Bier und Wasser bestellt, nur warum er den Kellner zum Schluss um „die Vierzig“ („La quarenta por favor!“) gebeten hat, wissen weder ich noch der Angesprochene (bezahlen durften wir „la quenta“ trotzdem)… Okay, an dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass ich alle Philippinischen Damen als „billig“ bezeichnet habe, dabei ähnelt das Wort dem gewünschten „schlank“ kein bisschen…
Das Unterrichtskonzept finden wir prima, am Vormittag Einzelunterricht, mit einer kurzen Pause auf der Dachterrasse der Schule, am Nachmittag Ausflüge in und um Quito mit einer Lehrerin, die uns Stadt, Land und ihr Privatleben in aller Ausführlichkeit erklärt… Dabei haben wir uns Museen und den Präsidentenpalast angesehen, und am Donnerstag waren wir am Äquator.

Der Nabel der Welt!

Dort haben wir endlich den Beweis gesehen, Ihr wisst schon, die Geschichte mit der Klospülung! Ja, das Wasser dreht sich auf dem Äquator gar nicht auf dem Weg in den Abfluss, nur zwei Meter südlich mit und 2 Meter nördlich gegen den Uhrzeigersinn (oder umgekehrt?). Ja, und es ist möglich, auf dem Äquator ein Ei senkrecht aufzustellen, ohne dass es umfällt. Alles was man braucht ist eine ruhige und vor allem weibliche Hand. Alle Mädels haben es geschafft, und keiner von den Herren…ätsche!

Das Ei steht!

Wenn es gerade keinen kulturellen Input gab, durften wir stattdessen unserer Lieblingsbeschäftigung nachgehen: ESSEN! Diana zeigt uns jeden Tag neue ecuadorianische Spezialitäten, wie „Granadilla“, eine süß-säuerliche Frucht, die fast nur aus Kernen besteht, aber sehr lecker ist (nebenbei bemerkt, die erste „Beikost“ für hiesige Säuglinge, von Kernen befreit). In der Markthalle, nur wenige Schritte von unserer Schule waren wir schon mehrfach mit ihr zum Mittagessen, wissen erst jetzt, wie viele verschiedene Sorten Mais es gibt. Leider sorgt Marcs Experimentierfreude dafür, dass wir demnächst nicht mehr gemeinsam unsere Mahlzeiten einnehmen können: seine Suppe vom Dienstag enthielt größere Mengen tierischen „Innenlebens“ und ich war lange damit beschäftigt, mich zu fragen, wer in unserer Nähe sein „Geschäft“ unter den Tisch gemacht haben könnte, bis ich verstand, dass der Geruch von Marcs Essen kam… Da ist mir der Appetit dann endgültig vergangen, und die nächste Kuß-Option habe ich auf die 2. Septemberwoche verlegt… Hatte ich erwähnt, dass unsere neue Lieblingssüßigkeit „Kacka de perro“, also „Hundekacke“ heißt? Keine Sorge, ich esse daran mit, es sind kandierte geröstete Maiskerne, und sie haben ihren Namen nur von ihrem Welpenausfuhr ähnelnden Aussehen… Was wir bisher nicht gesehen haben, sind Meerschweinchen…außer im lebendigen Zustand (der Museumsführer hat uns beigebracht, dass man mit Essen nicht spielt, also durften wir sie nicht streicheln…)

Mahlzeit...

Großen Spaß macht uns unsere derzeitige Unterbringung. Wir wohnen im Kellerloch der Familie Grijalva…naja, das Haus ist an den Hang gebaut, also haben wir trotz treppabwärts ein Zimmer mit Tageslicht. Ein eigenes Bad, einen Fernseher mit einem Programm und Internet frei. Und dann natürlich: herzlichen Familienanschluss. Außer uns leben noch eine 21-jährige Ingenieurwesen-Studentin und eine Mittvierziger-Bankangestellte hier, als Untermieter. Zudem verstecken sich irgendwo im Haus die erwachsenen Kinder, die aber nie in der Öffentlichkeit auftreten, sowie die Mutter der Hausherrin, welche von schichtarbeitenden Krankenschwestern rund um die Uhr betreut wird, und den ganzen Tag im ersten Stock vorm Fernseher sitzt und freundlich grüßt, wenn man das Haus betritt. Jeden Abend gibt es eine warme Mahlzeit in großer Runde, wobei wir fleißig versuchen, am Gespräch teilzunehmen, denn das ist schließlich der Sinn dieser ganzen Unternehmung. Unsere Gastgeber Susana „Susi“ und Antonio sind sehr bemüht und freundlich, versorgen uns mit gefährlich gutem und reichhaltigen Essen (nein, Hella, ich tu, was ich kann!) und zweimal täglich frisch gepresstem Saft aus den abgefahrensten Früchten (Baumtomate???? Lecker!).
Die Rückkehr in die Zivilisation – Buda war WIRKLICH ganz was anderes – ist uns, wie Ihr wisst, nicht ganz leicht gefallen. Aber nachdem wir ausgeschlafen hatten, konnten wir endlich anfangen, diese neue Stadt zu erobern. Ungewohnt ist weiterhin die Notwendigkeit, vorsichtig zu sein. Dies ist halt eine südamerikanische Großstadt, da gibt es nicht nur nette Buben… Also lassen wir einfach fast alle Wertsachen daheim, haben eine mittelmäßig hübsche Touristentasche gekauft, in welche wir Marcs Fototasche eingenäht haben, und nehmen aber auch diese nur mit, wenn wir gute Motive erwarten. Die Stadt hat uns schon beim Blick aus dem Flugzeugfenster schwer beeindruckt. Zwischen Vulkanen, auf einem Plateau auf über 2800 Metern Höhe, sah die Stadt aus wie ein riesiger Teppich.

Ein großer grauer Teppich, mittendrin die Basilika

Die Menschen um uns herum sind weiterhin genauso gemütlich unterwegs, wie auf den Philippinen, nur gibt es plötzlich wieder mehr Autos, und keine Jeepneys mehr… Als Fußgänger ist man weiterhin ganz alleine für sein Überleben verantwortlich, Zebrastreifen sind mehr Straßendeko als Grund für Autofahrer zum Langsamfahren. Die Leute sind weiterhin ausgesprochen freundlich. Ihre Herkunft können wir inzwischen immer besser zuordnen, so merkt man schnell, dass „Küstenkinder“ mit weniger Konsonanten aufgewachsen sind, als andere. So verlangen Taxifahrer, die von der Küste kommen nicht „dos dollares“ sondern „do_ dollare_“. Naja, man hört sich so allmählich rein, und bislang haben wir (wissentlich) noch keine Zeche geprellt. Die Fortbewegung mit sämtlichen Verkehrsmitteln ist hier vergleichsweise günstig. So zahlt man für ein Taxi zwischen 1,5 und 4 Dollar, kann dafür fast die ganze Stadt einmal durchqueren. Und die in rascher Folge verkehrenden Busse kosten 25 Cent pro Fahrt, egal, wie weit man fahren möchte. Ähnliches gilt für die Überlandbusse, sagt der Reiseführer, aber diese werden wir erst in ca. 3 Wochen nutzen. Bis dahin steht nämlich unser Programm allmählich fest: In der kommenden Woche haben wir nochmal vormittags unseren Sprachkurs mit nachmittäglichen Exkursionen, am Samstag geht es dann ab in den Urwald, erneut mit der Sprachschule. Dort wird dann weiter gebüffelt, aber die Exkursionen werden etwas exotischer, mit Rafting und ähnlichem. Und wenn wir von den „Trockentieren“ dann genug haben, geht es, in zwei Wochen weiter zu den Meeresbewohnern. Wir gedenken, einen großen Teil unserer Reisekasse auf den Kopf zu hauen und fliegen auf die Galapagosinseln. Da wollen wir dann auf Schildkröten reiten…und so… Naja, tauchen wollen wir auch wieder, schließlich kann man dort mit Seelöwen und Delfinen unter Wasser spielen…wenn die Haie gerade nicht stören! Nach unserer bisher eher günstigen Reiseart (von diversen Kurzaufenthalten in 5-Sterne-Hotels mal abgesehen) werden wir dort endlich mal richtig tief in die Hochzeitsgeschenkekiste greifen können…

So, jetzt geht’s ins Einkaufszentrum, wir brauchen einen Friseur…

Danke, Buda!

„Er hat gesagt, dass sie Euch alle sehr vermissen werden.“ So die Übersetzung der Schwester in der Abendrunde, ein Vater hatte es gesagt, als er von unserer Abreise erfuhr. Ja, wir werden sie auch vermissen, all unsere Schäfchen, die Patienten und die Mitarbeiter. Auf unserer Abschiedsparty am Donnerstag wurde nochmal kräftig getanzt und gefeiert, wir haben unser Abschiedsständchen bekommen, haben ein bißchen geweint („You’re leaving on a jetplane…oh docs, we hate to see you go!“) und die Küchendamen haben unsere Lieblingsgerichte gezaubert.
Aber jetzt wird es Zeit…was war das für ein Abenteuer!!
Tschüß, Freunde…

Ihr macht es uns nicht leicht...

Abrechnung…

Der Abschied aus Buda fällt uns nicht leicht… Wir haben viel gearbeitet, oft sind wir abends völlig erschöpft ins Bett gefallen, und wurden doch nachts gleich wieder zu einem Kind gerufen. Wir haben unseren Auftrag hier verflucht, Rotz und Wasser geheult, uns für alles, eben auch Kinder, denen nicht mehr zu helfen war, verantwortlich gefühlt. Und jetzt sind die letzten Tage rum, die Taschen sind gepackt, Übergabe an die Nachfolgerin gemacht, und wir fragen uns natürlich: war es das wert? Die Antwort ist leicht: Ja!
Wir konnten etwas abgeben, manche würden es „Überschuss“ nennen. Unsere primäre Motivation, hierher zu kommen war, mal über unser privilegiertes Leben hinauszublicken, das Leben, in dem wir mit gutem Gehalt, 6 Wochen Jahresurlaub, funktionierendem sozialen Netz und gesetzlicher Krankenversicherung immer noch manchmal meinen Grund zum Jammern zu haben. Wir wollten endlich einmal etwas abgeben von unserem großen Glück. Dahin gehen, wo die Erreichbarkeit von Medikamenten, Operationen, lebensrettenden, und doch manchmal so banalen Behandlungen nicht so selbstverständlich ist, wie bei uns zu Hause. Schnell haben wir gemerkt, wie nötig die Hilfe gebraucht wird. Schon auf der Fahrt vom Flughafen nach Buda sahen wir den ersten, etwa 10-jährigen Jungen mit Klumpfüßen, offensichtlich unbehandelt, in Deutschland undenkbar. Aber auch Kinder, die nach tagelangem Husten „aus dem letzten Loch pfeifen“ und mit ein wenig Inhalation plötzlich wieder freier atmen können…die Dankbarkeit der Eltern war manchmal kaum zu ertragen. Wo in Deutschland Eltern schimpfen, weil sie in einer vollen Wochenend-Ambulanz auch mal 2 Stunden warten müssen, da sitzen hier Eltern mit z.T. schwerstkranken Kindern, und haben alle Geduld der Welt, würden niemals drängeln, weil sie wissen, die anderen Kinder sind auch krank, und sie vertrauen (zu Recht) darauf, dass jeder so schnell wie möglich – und nötig – drankommt. Diese Eltern haben uns eine wichtige Lektion in Bescheidenheit und Demut gelehrt…
Wir gehen auf Weltreise und wollen Kontakt zu anderen Menschen und Kulturen aufnehmen…das wohl schlimmste Wochenende in unserer Zeit hier war diesbezüglich wohl das beste. Wir hatten gar nicht darüber berichtet, am ersten Juli-Wochenende waren wir Bergsteigen. Mount Dulang-Dulang, zweithöchster Berg auf dieser Insel, wir nennen ihn liebevoll „Mount Glitschi“. Im strömenden Regen 8 Stunden durch z.T. knietiefen Matsch bergauf, Übernachtung im vollständig wasserdurchlässigen Zelt und am Folgetag 6 Stunden Schlitterpartie, erneut im Regen, bergab. Mehrfach landete einer von uns mit dem Hintern in Schlammlöchern, bei einzelnen sind auch ein paar Wuttränen geflossen (…), und doch möchten wir nicht auf die Erfahrung verzichten. Mit insgesamt 15 Personen, Schwestern/Pflegern und Bergführern sowie dem Pfarrer der örtlichen Gemeinde haben wir diese Anstrengung gemeistert, und durften den Einheimischen so nahe kommen, wie es wohl sonst niemals denkbar gewesen wäre.

Trotz regelmäßiger Arztwechsel wird man in Buda sofort herzlich aufgenommen, man darf an allen Feierlichkeiten und Vergnügungen teilnehmen, fechtet aber auch ähnliche Konflikte bei der Arbeit aus, wie daheim. Man ist „mittendrin statt nur dabei“ und in ruhigen Momenten erzählen die Kollegen bereitwillig über ihre Traditionen, Besonderheiten und erklären auch ihre Macken. So weist der Philippino mit den Lippen Richtungen an und bejaht Fragen stets mit einem stummen Hochziehen der Augenbrauen. Man hat versucht, uns sämtliche kulinarischen Besonderheiten probieren zu lassen, kann immer noch nicht verstehen, dass es uns vor den halbausgebrüteten Gänseeiern graut… Einen so engen und intensiven Kontakt wie hier hätten wir auf keiner Urlaubsreise finden können…
Allein auf weiter Flur…eine philippinische Kollegin mit 2 Monaten Erfahrung als einzige Unterstützung an unserer Seite, wir waren uns Assistenz-, Ober- und Chefarzt in Personalunion. Und dann noch Frühgeborenenintensivschwester und -pfleger (an dieser Stelle Elfriede, Traudl, Helga und all den anderen vielen Dank für die gute Ausbildung!), ganz nebenbei, irgendjemand musste ja auch die Frühchen zum Trinken bringen… Bevor wir zu diesem Abenteuer aufgebrochen sind, fürchteten wir manchmal leise, dass dies eine zu lange Pause in unserer Ausbildung darstellen würde, 8 Monate raus aus der „richtigen Medizin“, da kommt man ja als Anfänger zurück nach Aschaffenburg. Alle würden uns auslachen und ständig müsse man sich von jüngeren Assistenten korrigieren lassen. Und dann steht danach auch noch die Facharztprüfung an! Manches wird – Dagmar hat es schon wieder vorher gewusst – weniger wichtig, nach dieser Erfahrung hier. Wir haben dazugelernt! Inhaltlich mehr, als wir in einem Vielfachen der Zeit in Aschaffenburg gelernt hätten.

Wo ist die nächste Platzwunde? Ich näh Euch alles...

Und persönlich, wir können es nicht anders sagen, wir sind gewachsen an dieser Aufgabe. Entscheidungen treffen ohne oberärztlichen Telefon- oder Publikumsjoker, Verantwortung dafür zu tragen, und die jungen Kollegen anzuleiten. Nach wenigen Wochen meinte Marc schon das erste Mal: „ Das wär’s doch, das hier nur für uns zwei, als Praxis mit kleinem stationären Bereich!“ Stimmt, genauso würden wir uns die perfekte Arbeit vorstellen, nur leider gibt es unseres Wissens noch keine Finanzierung für derartige Projekte…
Was für eine gute Ausbildung wir, insbesondere in Aschaffenburg, genossen haben, ist uns ebenfalls in den letzten Wochen noch einmal klar geworden. Sowohl allgemeinpädiatrisch, als auch neonatologisch fühlten wir uns stets erstaunlich sicher, in dem was wir taten. Für den Einsatz in Buda braucht man schon einige Jahre Erfahrung, die German doctors schicken hierher nur Fachärzte, die Mindestberufserfahrung von 1,5 Jahren gilt eher für andere Einsatzorte. Für unsere gute Ausbildung können wir den entsprechenden Personen in Aschaffenburg nur danken (Herr Erhardt, wir werden Sie so vermissen…).
Wir wissen schon lange, dass wir ein gutes Team sind, hätten uns sonst weder auf das Abenteuer im letzten Jahr, noch auf dieses hier eingelassen. Wie gut wir aber miteinander funktionieren, uns vor allem auch ergänzen bei der täglichen Arbeit, das haben wir erst hier herausgefunden. Selbst in den schlimmsten Stresssituationen, bei Reanimationen oder im Kreissaal war nie lange Absprache nötig, wir haben einfach zusammengearbeitet. Und wir sind stolz auf das, was wir getan haben!
Und falls nach all diesen Argumenten immer noch einer Beweise sehen will, ob es sich gelohnt hat, uns vom Dienst freizustellen, so kommen hier, als Abschiedsgruß noch ein paar Fotos… Wir präsentieren Euch ein paar unserer schwerstkranken, unterernährten Kinder aus Buda – NACH ihrer stationären Therapie:

Gerade hatte sie noch eine schwere Lungenentzündung...

Hey, gib mir mehr zu essen!!!

Was für Grübchen...

Herzensbrecherin...

Herzfehler, aber oho...

Morgen, am 15. August verlassen wir Buda, fliegen von Davao nach Cebu, um am 16. August unseren Marathonflug zu beginnen: Cebu – HongKong – New York – Lima – Quito. Insgesamt werden wir etwa 40 Stunden unterwegs sein, incl. maximalem Flughafenaufenthalt von 3 Stunden. Melden uns dann von dort wieder…

Und, hat er gebohrt?

Mit Sicherheit nicht…wenn der Zahnarzt nach Buda kommt, bringt er keinen Bohrer mit, sondern eine ganze Reihe von Zangen.

Ran an die Arbeit...

Wir durften inzwischen dreimal zuschauen, wie Zähne im Akkord gezogen wurden. Der Aufwand und die Kosten für eine Füllung übersteigt bei weitem den Rahmen, der Ansturm der Patienten ist deutlich zu groß, und meist ist an den betroffenen Zähnen sowieso nicht mehr viel zu retten.
So wird also in unserem Tuberkulose-Haus ein Zimmer zur Zahnarztpraxis umgerüstet, und los geht es, einen ganzen Tag lang reihenweise Zähne entfernen. Ein Zahnarzt von Ärzte für die dritte Welt hat einmal erzählt, dass man, anders als in Deutschland, niemand zum Zähneziehen überreden muss, sondern dazu, einige Zähne drinlassen zu dürfen! Für die üblicherweise sehr weiche Kost hier braucht man keine Zähne, und jeder verbleibende Zahn ist nur potentielle Quelle neuen Ärgers. Nach dem, was wir in unseren täglichen Racheninspektionen zu sehen bekommen, sind wir dankbar für die allmorgendlichen Patientenfortbildungen, Bedingung für jede Behandlung bei den „German doctors“. Hier wird regelmäßig auch über Zahnpflege gesprochen, und so begegnen einem doch immer wieder ganze Familien, denen man zwar ansieht, dass Geld für Zahnbürste und Zahnpasta knapp ist, dennoch sind die Zähne gepflegt. Wahrscheinlich spielt hier aber auch das fehlende Geld für Süßigkeiten eine Rolle…

Grüße aus der Heimat…

Wir hatten zwei eher schwierige Wochen…extrem viel Arbeit, viele schwer kranke Patienten, einiges ist uns ganz schön an die Nieren gegangen. Und dann passiert was gutes, genau im richtigen Moment: es kommt ein Zeichen, dass wir zu Hause nicht vergessen sind! Unsere NME-Mädels aus Aschaffenburg haben für uns gestrickt und gesammelt, und haben uns ein dickes Paket voller Mützchen, Söckchen, Babykleidung, Fotos von daheim (wunderschön, von Waltrauds Mann!) und Liebe geschickt.

Da gab es ein großes „Hallo!“ auf unserer Station, die Schwestern und Hebammen rissen sich alles gegenseitig aus den Händen, und unsere frisch aufgenommenen Zwillinge (einen Monat alt, jeweils nicht mal 2 kg schwer, leben bei der Oma, weil die Mutter…nicht mehr da ist…) wurden sofort im Partnerlook eingekleidet. Endlich keine kalten Füße mehr!

Danke für den tollen Schnuller!

Und der kleine unterernährte Junge, der zufällig gerade auf Mamas Arm vorbeikam hat auch endlich warme Ohren, dank Helma…
Mädels, Ihr seid die Besten, schön, daß es Euch gibt!

Für alle, die sich wegen irgendwelcher philippinischer Überschwemmungen Sorgen um uns gemacht haben: wir haben nur durch Anrufer aus Deutschland davon erfahren. Bei uns ist es weiterhin erstaunlich sonnig, die Flut hat noch ein zweites Mal an die Tür geklopft, ist aber nicht reingekommen. Und wir sind auf 900 Metern Höhe, da gibt’s vielleicht manchmal nasse Füße, aber für eine gefährliche Überschwemmung sollte es nicht reichen.

Wir hatten Besuch…

Unser Küken...

Unser Küken...

Maayon butag!
Mein Name ist Elena und ich bin nun schon seit über einem Monat auf den Philippinen. Für eine Woche durfte die Arbeit der German doctors in Buda begleiten, da ich im Herbst ein Medizinstudium beginnen möchte. Nicht nur, dass ich in dieser Woche unglaublich viel von dem Ärzteteam gelernt habe, auch die Erfahrungen mit den Patienten war etwas ganz besonderes.

In die Ambulanz kommen unter der Woche hunderte Menschen aus der Umgebung, um sich behandeln zu lassen. Ich durfte in der Zeit mit im Behandlungszimmer sitzen mit Katrin, Marc oder der Gynäkologin Paola), und viel über unterschiedliche Behandlungen lernen. Auch bei einigen Geburten war ich mit dabei! Leider gibt es auch traurige Fälle, vor allem die unterernährten Kinder gehen einem ans Herz. Doch man weiss sie in guten Händen, sogar schon nach einer Woche sieht man die Kinder wieder ab und zu lachen:)

Die Zeit in Buda war ein grosser Segen für mich, vielen Dank an das wunderbare Ärzteteam!

Danke für die Blumen, Elena, wir hatten viel Spass mit Dir! Wir wünschen Dir noch ein paar erlebnisreiche Wochen auf den Philippinen und danach einen guten Start ins Studium (Achtung, Radkes, da kommt vielleicht eine ganz Vielversprechende nach Dresden!).

Philippinen einmal anders…

Wir haben ein Wochenende frei und zusätzlich auch noch den Freitag. Wir können unser Glück kaum fassen und nisten uns für ein langes Wochenende im „Pearl Farm Beach Resort“ ein, schließlih ist es Katrins Geburtstag. Das Resort liegt auf Samal Island direkt vor den Toren von Davao. Dort soll es wunderschön sein. In der Tat sind wir etwas skeptisch, denn was wir bislang von der Küste vor Davao gesehen haben ist eher schäbig. Aber wir sollten uns eines Besseren belehren lassen. Wir wurden mit dem Shuttleboot von Davao abgeholt. Die Überfahrt dauerte eine Stunde und knapp fünf Minuten nach Ankunft hatten wir uns bereits in das Resort verliebt. Direkt am Anleger ist ein kleiner Strand mit kristallklarem Wasser und wunderschönen Seesternen (die nicht um sonst „Chocolate Chip“- Seastar heißen). Unser Zimmer war ein kleiner Bungalow der direkt auf Stelzen ins Meer gebaut worden war. Von unserer Terrasse hatten wir einen traumhaften Blick auf die geschützt liegende Bucht. Hier konnten wir auf einer Bambuscouch über dem tropischen Wasser Lesestunden abhalten…

Lesestunde...und Erholung!

Das Resort bietet alles was man sich vorstellt, von Billard bis Jet Ski. Eigentlich wollten wir tauchen gehen, mussten uns dann aber wegen meiner Erkältung doch aufs Schnorcheln verlegen. Bereut haben wir dies sicher nicht. Wir sahen viele kleine Nemos, Trumpet Fish und diverse andere schwimmende Freunde. Das Seepferdchen haben wir leider verpasst.

Da fällt einem mal ein Stück Brot aus der Hand...

Nach 3 Stunden im Wasser und entsprechenden Schwimmhäuten zwischen den Fingern ließen wir uns bei einer ausgiebigen Massage im hauseigenen Spa verwöhnen. Das Verwöhnpaket hieß „Romantic Getaway“ und enthielt Fußpflege, Body Scrub, romantischem Bad mit Blüten und anschließender traditioneller Hilot (traditionelle Hebamme) Massage mit heißen Bananenblättern. Uns taten unsere Fußpflegerinnen schon leid, wie sie über eine Stunde lang (!) mit dem Hornhauthobel versuchten meine Füße von den über Jahre angezüchteten Schichten alter Hautmassen zu befreien. Ich bin mir sicher ich habe das Wort Schwingschleifer mehrmals gehört. Beim Body Scrub konnten sich die Damen dann für die schwere Arbeit an uns rächen. So ein Ganzkörperabrieb mit Salz kann ziemlich schmerzhaft sein. Im Anschluss ging es zur Entspannung in die Badewanne. Unsere Überraschung war groß als wir in die wunderschöne, mit schwimmenden Blüten und Kerzen dekorierte Wanne stiegen. Das Wasser war leider kalt und da es inzwischen dunkelte war die die Umgebung auch nur noch mäßig warm. Wir taten also so, als würden wir nicht frieren und freuten uns auf die abschließende Hilot Massage. Die warmen Bananen Blätter waren eine Wohltat, allerdings haben unsere beiden Hilots in Anatomie wohl geschwänzt. Denn die Knubbel am oberen Rücken neben der Wirbelsäule sind die Schulterblätter und keine Verspannung. Und sie lassen sich nicht wegmassieren, auch nicht wenn man sein gesamtes Körpergewicht von 45 kg miteinbringt. Selten waren wir dankbarer für die Zartheit der philippinischen Frauen. So gemartert, aber entspannt fielen wir in süße Träume. An dieser Stelle möchten wir Birgit und Jan für ihr Hochzeitsgeschenk danken. Und Sonja und Manuel für ihres… (mussten eine Alternative zu Neuseeland wählen, war aber ein Traum, ehrlich!) Der Abschied von Samal Island fiel uns schwer. Das erste Mal haben wir gesehen, was die meisten Touristen von den Philippinen sehen. Das war sehr nett, aber unsere „Philippinen“ sehen anders aus.

Family planning?

Ein brisantes Thema… Der Papst kann es scheinbar immer noch nicht gutheißen, und mit Recht werden die German Doctors zu möglichst großer Vorsicht im Umgang mit diesem Thema angehalten: Verhütung. Wir sind weder Moralapostel, noch Missionare, es steht uns nicht zu, über die moralischen Grundsätze unserer Patienten zu urteilen. Wenn man dann hier die Lebensumstände sieht, eine Mutter, die genauso alt ist, wie ich und gerade Kind 7+8 auf die Welt gebracht hat (unsere Zwillinge, Ihr erinnert Euch?), von der nächsten Frau auf Nachfrage zu hören bekommt, sie habe „nur“ 10 Kinder (da mussten immerhin sogar unsere Schwestern mal lachen), da kommt man doch ins Grübeln. Unsere Hebammen und Gynäkologen leisten hier aber wirklich gute Arbeit. Vor einigen Tagen hat in der Ambulanz die Hebamme Remy für mich übersetzt, und keine Frau im gebärfähigen Alter (naja, zumindest keine gestandene Mutter) hat sie gehen lassen, ohne nach Verhütung zu fragen. So wird dieser Gedanke zunehmend gesellschaftsfähig, und viele Frauen kommen wieder, 6 Wochen nach der Entbindung, um sich beraten zu lassen. Praktisch täglich werden Spiralen eingesetzt, es gibt „die Pille“, z.T. Kondome incl. Anleitung zur korrekten Anwendung (da gibt es ein viel gerühmtes Holzobjekt im Zimmer der Gynäkologen…). Und wenn es dann doch etwas endgültiger sein soll, kommt regelmäßig das „Ligation“-Team. So stand an einem Wochenende im Juni plötzlich eine Horde von 24 (!) einheimischen Gynäkologen in der Halle, ein Zimmer (erneut unser Zimmer für die unterernährten Kinder) wurde zum OP-Saal umfunktioniert, 5 OP-Tische, je zwei „Operateure“, und dann ging es wie am Fließband. In einer langen Reihe stellten sich Frauen verschiedenster Altersklassen auf, zunächst am Verwaltungstisch, Personalien wurden aufgenommen, dann, bereits im weiss-blau gemusterten OP-Hemd in die zweite Schlange, jetzt gab es eine Infusionsnadel, Blutdruckkontrolle.

Blutdruck, Infusion und schon geht's los...

Mit einer Begleitperson („Watcher“), die die Infusionsflasche hochhält geht es weiter, vor die Klinik, wo schon eine lange Reihe von Bänken neben der Tür zum „OP“ steht. Und da sitzen sie, aufgeregt kichernd, ca. 25 Frauen schnattern wild durcheinander und harren des Abenteuers, das da kommen mag.
Ich nutze die Gelegenheit und folge der Einladung der Koordinatorin, einen Blick in den OP zu werfen (mein Mann bleibt rücksichtvoll draußen). Und auch hier: maximale Effizienz. Die ersten 5 Frauen liegen auf der Seite, warten auf ihre Nadel für die Rückenmarksnarkose, kurze Zeit später schaue ich wieder nach, und alle 5 liegen auf dem Rücken und sind fast schon fertig versorgt.

OP im Akkord...

Nach vielleicht 45 Minuten wird die erste Frau hinausgetragen. Laufen kann sie noch nicht wieder, die Beine „schlafen“ noch, wegen der Narkose. In der Halle wurde inzwischen ein Matratzenlager vorbereitet, ca. 10 Matratzen, auf denen am Ende alle ca. 50 (!) geplanten Patientinnen gemeinsam warten sollen, bis die Narkose nachlässt. In einer deutschen Klinik? Undenkbar! Hier? Völlig normal! Denn eines haben wir wirklich gelernt: Mit dem zu Hause so verbreiteten Wunsch (oder der Forderung) nach Einzelzimmern und Privatsphäre kann hier keiner etwas anfangen. Man fühlt sich wohl in der Gruppe, hat eher Angst vor dem Alleinsein. Und, wie die steigende Nachfrage der letzten Jahre beweist, nimmt die Akzeptanz zu, immer mehr Frauen kommen, um sich dem schnellen Eingriff zu unterziehen.
Um 17 Uhr ist der ganze Zauber vorbei, alle OPs fertig, als wir am späten Abend von einem Ausflug zurückkehren, ist nicht zu merken, dass etwas passiert ist… Wieder einmal ist dies – natürlich neben dem beeindruckenden Gynäkologenteam – vor allem „Sir“ Raymond zu verdanken, unserem unbezahlbaren Notaufnahmepfleger…wir ziehen zum wiederholten Male den Hut…
OP-Komplikationen? Ja, eine! Am nächsten Morgen finden wir eine Patientin in einem Bett unserer Station, ihr war nach der Operation übel und schwindelig, weshalb sie über die Nacht geblieben ist. Ich kann es nicht lassen, muss mir die Wunde ansehen…sie ist winzig, ca. 4 cm lang, keinerlei Zeichen einer Nachblutung, die Patientin hat keine Schmerzen, der Kreislauf ist nach etwas Infusion wieder in Schwung…ab nach Hause. Und erneut: Respekt, Kollegen!

Land unter…

Es ist 12:15 Uhr…nachts…das Handy klingelt auf dem Nachttisch. Ich hebe ab, und am anderen Ende meldet sich eine männliche Stimme, redet furchtbar laut, schnell und unverständlich. Nachdem ich mein Gehirn zumindest auf halbe Leistung hochgefahren habe, wird mir klar, er redet Englisch, und schon wird es verständlich… Ein Notfall? Eine Reanimation? Unfallopfer? Nein, HOCHWASSER!!!!! „Doctora, the water is rising quickly and has reached the steps of the doctor’s house!“ Hossa, wir sind innerhalb einer Sekunde hellwach, raus aus dem Bett, kurz noch im Mosquitonetz verfangen, rein in die Schlappen… Halbnackt rennen wir zur Hintertür, der kleine Bach hinter unserem Haus ist zum reissenden Fluss angestiegen, hat sich unseren Garten und das benachbarte Gemüsefeld einverleibt, und klopft schon fast an unsere Tür. Pegelstand: 5 cm bis zu nassen Füßen. Schnell zur Vordertür: gleicher Pegelstand (das Haus scheint tatsächlich gerade zu stehen), uns wird klar, wir sind umzingelt, befinden uns auf einer Insel inmitten eines Sees. Angst? Ehrlich gesagt, nein. Wir sind gewarnt, wissen, dass der Pegel in den letzten 2 Jahren je einmal etwa auf Kniehöhe im Haus angestiegen ist. Vor zwei Wochen haben wir Gerry, den Hausmeister der Klinik gefragt, ob er uns ein Podest für den Kühlschrank bauen könne, dieses stand zwei Tage später bereit, ca. 80cm hoch, bis es ins Gemüsefach läuft, dauert es jetzt etwas… Die Möbel, die zur Zeit nicht gebraucht werden haben wir längst auf die aktuell leerstehenden Betten gestapelt.

Wir haben mal 'ne Kleinigkeit in Sicherheit gebracht...

Die alten Zeitungen, welche sich im untersten Fach des Flurregals gestapelt hatten, haben wir entsorgt, und auch sonst befindet sich nichts mehr unterhalb der besagten Kniehöhe, was auch höher stehen kann. Rasch die letzten entbehrlichen Möbel auf die Betten, Küchenstühle auf den Tisch, und dann lachend nach Atem ringend zurück zur Tür…und der Pegel sinkt! Und zwar rasch. Abends hatten wir ein gefühltes „Jahrhundertgewitter“ erlebt, danach hatte es aufgehört zu regnen. Jetzt waren wohl die Wassermassen von den umliegenden Bergen „angekommen“. Noch ein paar Übungen für den nächsten Ernstfall, wir stellen fest, dass die vorhandenen Gummistiefel im Falle einer Hausflutung nur wenig hilfreich sein dürften, denn bereits jetzt steht der Pegel auf dem Weg zur Klinik etwa 3cm unter dem Oberrand der Stiefel…also müssen wir wohl kreativ werden…uns schweben Plastiktüten und haufenweise Pflaster vor…

Ich fang dann mal an, zu wischen...

Nach einem kurzen Telefonat mit „daheim“ gibt’s sicherheitshalber noch eine Folge unserer aktuellen Serie im Bett (Danke, Kai!), und nach letztem prüfenden Blick – der Garten ist wieder als solcher zu identifizieren – zurück in sanften Schlummer…leise glucksend, denn irgendwie hat das Spaß gemacht…mal sehen, ob wir das immer noch sagen, wenn es das erste Mal richtig losgeht…

Schau mir in die Augen…

Jetzt besser nicht zittern...

Unser liebster Satz der letzten Wochen? „Da kommen Sie doch bitte am 15. Juni noch einmal wieder!“ Denn da kommt der Augenarzt, und all die komplizierten Bindehautentzündungen, Augenverletzungen und unklaren Flecken auf der Hornhaut können endlich von jemandem betrachtet werden, der etwas davon versteht.
Vorgestern war es dann soweit. Dr. Faighar Mangkatung und sein Team bestehend aus einer Schwester und einem Pfleger, angereist mit ihrer kompletten OP-Ausrüstung inklusive Mikroskop, sowie einem großen Stapel Augentropfen und –salben. Vor der Klinik wartete bereits eine lange Schlange von Patienten. Innerhalb kürzester Zeit war alles bereit, das Zimmer, in welchem normalerweise die unterernährten Kinder liegen, war zum Warte- und Untersuchungsbereich umgewandelt worden. Während die Patienten alle den Kopf in den Nacken legten, ging der Pfleger an der Reihe entlang und verabreichte Augentropfen im Akkord. Bei so vielen Patienten ist Effizienz eben noch wichtiger als zu Hause. Als wir später noch einmal vorbeischauten, erlaubte man uns, einen Blick in den OP zu werfen. In einem kleinen Seitenzimmer durften wir Dr. Mangkatung zusehen, der gerade eine Katarakt-OP durchführte, was bedeutet, dass einem Patienten mit grauem Star die getrübte Linse aus dem Auge entfernt wurde.

Dies gehört zu den Hauptaufgaben des Augenarztes hier und geschieht unter lokaler Betäubung, am wachen Patienten. Und dauert, wie uns Raymond (unser ausgesprochen kompetenter Notaufnahmepfleger) erklärte, manchmal nur 5 Minuten. Dr. Mangkatung sei besonders schnell und dabei sehr gut. Durch diese unkomplizierte Operation gewinnt der zuvor meist erblindete Patient einen Teil seines Augenlichtes zurück. Durch das Einsetzen einer künstlichen Linse könnte der Erfolg noch deutlich verbessert werden, diese ist allerdings so teuer, dass es die Mittel von Patienten und Organisation in Anbetracht der zahlreichen Betroffenen deutlich überschreitet. Doch auch der Teilerfolg bedeutet für die Patienten einen großen Gewinn, und so war der Patient, bei dessen OP wir zusehen durften bereits das zweite Mal hier – im Monat zuvor hatte er sich das andere Auge operieren lassen, und war offensichtlich zufrieden und trotz fehlender Vollnarkose wiedergekommen.
Am Abend hatten wir die Freude, Dr. Mangkatung und sein Team nach Arbeitsende (nach 17 Operationen und insgesamt 50 Patienten, angeblich war es verhältnismäßig ruhiger Tag…) noch kurz treffen zu dürfen, wir hatten ein paar Fragen zu schwierigen Fällen der letzten Wochen. Es stellte sich heraus, dass unser Kollege nicht nur überaus kompetent sondern darüber hinaus auch noch ein sehr netter und angenehmer Gesprächspartner ist. Als er uns für unser Engagement als „German doctors“ dankte, schämten wir uns etwas, denn Raymond hatte uns zuvor erzählt, dass er sich für seinen Einsatz lediglich die Benzinkosten erstatten lasse. Den Lohnausfall für seine Praxis, die Kosten für OP-Material und mitgebrachte Medikamente etc. spendet er für die Versorgung seiner Landsleute, Monat für Monat. Da dankten wir noch einmal im Stillen den fleißigen Damen aus unserer Küche, die für das „Augen-Team“ zum Mittag- und Abendessen ein wundervolles Festessen gezaubert hatten, liebevoll hergerichtet, als Dank für die guten Herzen.