Babies…

Die Zwillinge gehen heim

Wir hatten ganz vergessen, es zu erwähnen…was aus unseren vielen Kleinen geworden ist! Ihr erinnert Euch an die dramatische Verlegung am Morgen von Marcs Geburtstag? Das Kind, das so viel Sauerstoff brauchte und deswegen nach Davao verlegt wurde? Es kam tatsächlich wieder, topfit, und wurde nach einigen weiteren Tagen der antibiotischen Behandlung fit und gesund nach Hause geschickt (für Kollegen unsere Lehre daraus: wenn Du weder Katecholamine noch NO hast, gib ´nen dreifachen Volumenbolus in einem Rutsch, und bete…hat geklappt!). Und heute gab es nochmal einen sehr sentimentalen Sammelabschied: unsere drei Frühgeborenen, der 1500-g Junge, der auf dem Billiardtisch am Straßenrand geboren wurde und seine beiden ebenso unterkühlten Kumpels die mit je 1700g auf dem Motorrad und zu Fuß 5 Stunden durch den Regen hergebracht worden waren, haben heute nach Überschreiten der 1800g-Marke als große Muttermilch-Saug-Talente unseren Segen bekommen und durften „Olé sabalay!“ – nach Hause!

Zwei vor Freude fast platzende Mütter, eine stolze große Schwester der Zwillinge, packten blitzschnell ihre Sachen, holten sich noch die letzten Impfungen für die Jungs ab und jetzt sind sie schon weg…und werden uns ein bisschen fehlen (für Kollegen: Der „Arztbrief“ geht handschriftlich über eine 3/4 –Seite, Ultraschall von Hüften, Kopf und Nieren…wovon träumt Ihr nachts? Und ja, sie sind voll gestillt und haben über mehr als 5 Tage kontinuierlich zugenommen!).
Was haben wir bisher gelernt, über die Neugeborenenversorgung hier?

1) Lass die Finger von Infusionen, das klappt von der Hygiene her nicht wirklich (eine Flasche läuft z.T. über 6 Tage).

2) Behandle die Kinder noch großzügiger antibiotisch als zu Hause, denn sie sind einfach nicht so streng überwacht und Infektionen schleichen sich von hinten an ohne dass ein Monitor Alarm gibt.

3) Es gibt keine realistische Alternative zum Stillen, anständige Flaschennahrung kostet mehr, als unsere Patienten aufbringen können (in den meisten Fällen kaufen sie „Bear Brand“, ja, „Bärenmarke“, das günstigste Milchpulver, für die Säuglingsernährung ausdrücklich NICHT geeignet, und mischen es mit viel zu viel Wasser…da kommen nicht mehr viele Kalorien beim Kind an…). Und dann bräuchte man immer noch sauberes Wasser und abgekochte Flaschen… Also muss auch der Kleinste ganz schnell an Mutters Brust. Den 1500g-Knaben haben wir (nachdem er eine Infektion mit Krampfanfällen überstanden hatte und die Nebenwirkungen seiner Krampfmedikamente ausgeschlafen hatte) langsam mit einem Milchflaschensauger und eingeträufelter Muttermilch an seine Aufgabe gewöhnt, jeden Tag ein wenig mehr an Mutters Brust üben lassen, und siehe da, er macht’s super!

4) Wer denkt, das Kanguroohing – das Kuscheln an Mutters Brust – zu Hause viel betrieben wird, der sollte hier mal vorbeischauen! Unsere Babies kuscheln 24 Stunden am Tag. Temperaturmessungen erübrigen sich da, denn kalt wird hier keinem…
Und an dieser Stelle muss ich sie nochmal erwähnen: die große Schwester. Sie ist zwölf Jahre alt, ältestes von (jetzt) 8 Kindern, und einfach…großartig! Während der 24 Tage, die Ihre Brüder bei uns waren, hat sie fast immer einen von ihnen herumgetragen, während die Mutter den anderen gestillt hat. Fing ihr Schützling an zu quaken, huschte sie zur Mutter und tauschte die Jungs aus. Wenn wir zur Visite kamen und die Mutter schlief, hat sie sie ganz sanft geweckt. Und dabei ist sie trotzdem ein richtiges Kind! Wenn gerade mal beide Jungs auf Mutters Brust schlafen, flitzt die mit ihrer Freundin (große Schwester eines „Nachbarbabies“) durch die Flure, sitzt stundenlang vorm Fernseher (schaut Filme, die definitiv nicht für ihr Alter geeignet sind) und lacht über das ganze Gesicht, wenn man sie „Doctora“ nennt, weil sie so interessiert zuschaut, bei Infusionsanlagen, Magensondenspülungen und Bauchmassagen. Da steht man und denkt…das Mädchen ist clever! Sie sollte gefördert werden, sollte zur Schule gehen, sollte vielleicht einen Beruf lernen. Auf jeden Fall sollte sie eine Wahl haben, die Richtung für ihr Leben mitbestimmen, was bei uns zu Hause so selbstverständlich ist. Wir haben nicht gefragt, ob sie zur Schule gehen darf…hatten etwas Angst vor der Antwort…

Die Tochter unseres Hausmeisters ist die beste Schülerin ihres Jahrgangs, hat gerade die (wohl sehr schwierige) Aufnahmeprüfung zum College mit Sternchen bestanden, und jetzt ist noch immer unklar, ob sie die weiterführende Schule besuchen kann…denn das kostet 8000 Pesos (ca. 135 €) pro Jahr…mit einem philippinischen Haumeistergehalt unerschwinglich.

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