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kleine Sinnkrise

Was sollen wir eigentlich hier ??

Neben dem Jet Lag stellen wir uns gerade die Sinn Frage. In  Buda waren wir Teil eines Teams und hier … sind wir „nur“  Touristen. Aktuell fühlen wir uns irgendwie fehl am Platz. Das Ganze drückt  die Stimmung. (Nein, es gibt keinen Grund für Mitleid, aber es ist halt auch nicht immer alles rosig).

Um die Zeit sinnvoll zu nutzen haben wir ein paar Bilder hochgeladen. Ihr findet sie unter „Impressionen“.

Außerdem haben wir unsere Dankesseite für die Hochzeitsgeschenke aktualisiert. Vielen Dank an Vanessa und Steffen, den Bonefelds, Sybille und Stefan, die Reisens und an meine Mutter. Die Beweisphotos findet ihr unter „Hochzeitsgeschenke“

P.S. heute ist übrigens Halbzeit unseres Trips

angekommen

Nach 40 Stunden Reise, sind wir endlich in Quito angekommen. Die ersten Tapas sind gegessen und die ersten Gläser Wein getrunken.

Nun aber ab ins Bett den Jet Leg ausschlafen.

Danke, Buda!

„Er hat gesagt, dass sie Euch alle sehr vermissen werden.“ So die Übersetzung der Schwester in der Abendrunde, ein Vater hatte es gesagt, als er von unserer Abreise erfuhr. Ja, wir werden sie auch vermissen, all unsere Schäfchen, die Patienten und die Mitarbeiter. Auf unserer Abschiedsparty am Donnerstag wurde nochmal kräftig getanzt und gefeiert, wir haben unser Abschiedsständchen bekommen, haben ein bißchen geweint („You’re leaving on a jetplane…oh docs, we hate to see you go!“) und die Küchendamen haben unsere Lieblingsgerichte gezaubert.
Aber jetzt wird es Zeit…was war das für ein Abenteuer!!
Tschüß, Freunde…

Ihr macht es uns nicht leicht...

Abrechnung…

Der Abschied aus Buda fällt uns nicht leicht… Wir haben viel gearbeitet, oft sind wir abends völlig erschöpft ins Bett gefallen, und wurden doch nachts gleich wieder zu einem Kind gerufen. Wir haben unseren Auftrag hier verflucht, Rotz und Wasser geheult, uns für alles, eben auch Kinder, denen nicht mehr zu helfen war, verantwortlich gefühlt. Und jetzt sind die letzten Tage rum, die Taschen sind gepackt, Übergabe an die Nachfolgerin gemacht, und wir fragen uns natürlich: war es das wert? Die Antwort ist leicht: Ja!
Wir konnten etwas abgeben, manche würden es „Überschuss“ nennen. Unsere primäre Motivation, hierher zu kommen war, mal über unser privilegiertes Leben hinauszublicken, das Leben, in dem wir mit gutem Gehalt, 6 Wochen Jahresurlaub, funktionierendem sozialen Netz und gesetzlicher Krankenversicherung immer noch manchmal meinen Grund zum Jammern zu haben. Wir wollten endlich einmal etwas abgeben von unserem großen Glück. Dahin gehen, wo die Erreichbarkeit von Medikamenten, Operationen, lebensrettenden, und doch manchmal so banalen Behandlungen nicht so selbstverständlich ist, wie bei uns zu Hause. Schnell haben wir gemerkt, wie nötig die Hilfe gebraucht wird. Schon auf der Fahrt vom Flughafen nach Buda sahen wir den ersten, etwa 10-jährigen Jungen mit Klumpfüßen, offensichtlich unbehandelt, in Deutschland undenkbar. Aber auch Kinder, die nach tagelangem Husten „aus dem letzten Loch pfeifen“ und mit ein wenig Inhalation plötzlich wieder freier atmen können…die Dankbarkeit der Eltern war manchmal kaum zu ertragen. Wo in Deutschland Eltern schimpfen, weil sie in einer vollen Wochenend-Ambulanz auch mal 2 Stunden warten müssen, da sitzen hier Eltern mit z.T. schwerstkranken Kindern, und haben alle Geduld der Welt, würden niemals drängeln, weil sie wissen, die anderen Kinder sind auch krank, und sie vertrauen (zu Recht) darauf, dass jeder so schnell wie möglich – und nötig – drankommt. Diese Eltern haben uns eine wichtige Lektion in Bescheidenheit und Demut gelehrt…
Wir gehen auf Weltreise und wollen Kontakt zu anderen Menschen und Kulturen aufnehmen…das wohl schlimmste Wochenende in unserer Zeit hier war diesbezüglich wohl das beste. Wir hatten gar nicht darüber berichtet, am ersten Juli-Wochenende waren wir Bergsteigen. Mount Dulang-Dulang, zweithöchster Berg auf dieser Insel, wir nennen ihn liebevoll „Mount Glitschi“. Im strömenden Regen 8 Stunden durch z.T. knietiefen Matsch bergauf, Übernachtung im vollständig wasserdurchlässigen Zelt und am Folgetag 6 Stunden Schlitterpartie, erneut im Regen, bergab. Mehrfach landete einer von uns mit dem Hintern in Schlammlöchern, bei einzelnen sind auch ein paar Wuttränen geflossen (…), und doch möchten wir nicht auf die Erfahrung verzichten. Mit insgesamt 15 Personen, Schwestern/Pflegern und Bergführern sowie dem Pfarrer der örtlichen Gemeinde haben wir diese Anstrengung gemeistert, und durften den Einheimischen so nahe kommen, wie es wohl sonst niemals denkbar gewesen wäre.

Trotz regelmäßiger Arztwechsel wird man in Buda sofort herzlich aufgenommen, man darf an allen Feierlichkeiten und Vergnügungen teilnehmen, fechtet aber auch ähnliche Konflikte bei der Arbeit aus, wie daheim. Man ist „mittendrin statt nur dabei“ und in ruhigen Momenten erzählen die Kollegen bereitwillig über ihre Traditionen, Besonderheiten und erklären auch ihre Macken. So weist der Philippino mit den Lippen Richtungen an und bejaht Fragen stets mit einem stummen Hochziehen der Augenbrauen. Man hat versucht, uns sämtliche kulinarischen Besonderheiten probieren zu lassen, kann immer noch nicht verstehen, dass es uns vor den halbausgebrüteten Gänseeiern graut… Einen so engen und intensiven Kontakt wie hier hätten wir auf keiner Urlaubsreise finden können…
Allein auf weiter Flur…eine philippinische Kollegin mit 2 Monaten Erfahrung als einzige Unterstützung an unserer Seite, wir waren uns Assistenz-, Ober- und Chefarzt in Personalunion. Und dann noch Frühgeborenenintensivschwester und -pfleger (an dieser Stelle Elfriede, Traudl, Helga und all den anderen vielen Dank für die gute Ausbildung!), ganz nebenbei, irgendjemand musste ja auch die Frühchen zum Trinken bringen… Bevor wir zu diesem Abenteuer aufgebrochen sind, fürchteten wir manchmal leise, dass dies eine zu lange Pause in unserer Ausbildung darstellen würde, 8 Monate raus aus der „richtigen Medizin“, da kommt man ja als Anfänger zurück nach Aschaffenburg. Alle würden uns auslachen und ständig müsse man sich von jüngeren Assistenten korrigieren lassen. Und dann steht danach auch noch die Facharztprüfung an! Manches wird – Dagmar hat es schon wieder vorher gewusst – weniger wichtig, nach dieser Erfahrung hier. Wir haben dazugelernt! Inhaltlich mehr, als wir in einem Vielfachen der Zeit in Aschaffenburg gelernt hätten.

Wo ist die nächste Platzwunde? Ich näh Euch alles...

Und persönlich, wir können es nicht anders sagen, wir sind gewachsen an dieser Aufgabe. Entscheidungen treffen ohne oberärztlichen Telefon- oder Publikumsjoker, Verantwortung dafür zu tragen, und die jungen Kollegen anzuleiten. Nach wenigen Wochen meinte Marc schon das erste Mal: „ Das wär’s doch, das hier nur für uns zwei, als Praxis mit kleinem stationären Bereich!“ Stimmt, genauso würden wir uns die perfekte Arbeit vorstellen, nur leider gibt es unseres Wissens noch keine Finanzierung für derartige Projekte…
Was für eine gute Ausbildung wir, insbesondere in Aschaffenburg, genossen haben, ist uns ebenfalls in den letzten Wochen noch einmal klar geworden. Sowohl allgemeinpädiatrisch, als auch neonatologisch fühlten wir uns stets erstaunlich sicher, in dem was wir taten. Für den Einsatz in Buda braucht man schon einige Jahre Erfahrung, die German doctors schicken hierher nur Fachärzte, die Mindestberufserfahrung von 1,5 Jahren gilt eher für andere Einsatzorte. Für unsere gute Ausbildung können wir den entsprechenden Personen in Aschaffenburg nur danken (Herr Erhardt, wir werden Sie so vermissen…).
Wir wissen schon lange, dass wir ein gutes Team sind, hätten uns sonst weder auf das Abenteuer im letzten Jahr, noch auf dieses hier eingelassen. Wie gut wir aber miteinander funktionieren, uns vor allem auch ergänzen bei der täglichen Arbeit, das haben wir erst hier herausgefunden. Selbst in den schlimmsten Stresssituationen, bei Reanimationen oder im Kreissaal war nie lange Absprache nötig, wir haben einfach zusammengearbeitet. Und wir sind stolz auf das, was wir getan haben!
Und falls nach all diesen Argumenten immer noch einer Beweise sehen will, ob es sich gelohnt hat, uns vom Dienst freizustellen, so kommen hier, als Abschiedsgruß noch ein paar Fotos… Wir präsentieren Euch ein paar unserer schwerstkranken, unterernährten Kinder aus Buda – NACH ihrer stationären Therapie:

Gerade hatte sie noch eine schwere Lungenentzündung...

Hey, gib mir mehr zu essen!!!

Was für Grübchen...

Herzensbrecherin...

Herzfehler, aber oho...

Morgen, am 15. August verlassen wir Buda, fliegen von Davao nach Cebu, um am 16. August unseren Marathonflug zu beginnen: Cebu – HongKong – New York – Lima – Quito. Insgesamt werden wir etwa 40 Stunden unterwegs sein, incl. maximalem Flughafenaufenthalt von 3 Stunden. Melden uns dann von dort wieder…

bewegte Bilder

Nun gibt es uns auch in Bild und Ton.

http://aerzte3weltev.wordpress.com/
Unsere Tage in Buda sind gezaehlt. Katrin arbeitet gerade unsere Nachfolgerin ein.

Und, hat er gebohrt?

Mit Sicherheit nicht…wenn der Zahnarzt nach Buda kommt, bringt er keinen Bohrer mit, sondern eine ganze Reihe von Zangen.

Ran an die Arbeit...

Wir durften inzwischen dreimal zuschauen, wie Zähne im Akkord gezogen wurden. Der Aufwand und die Kosten für eine Füllung übersteigt bei weitem den Rahmen, der Ansturm der Patienten ist deutlich zu groß, und meist ist an den betroffenen Zähnen sowieso nicht mehr viel zu retten.
So wird also in unserem Tuberkulose-Haus ein Zimmer zur Zahnarztpraxis umgerüstet, und los geht es, einen ganzen Tag lang reihenweise Zähne entfernen. Ein Zahnarzt von Ärzte für die dritte Welt hat einmal erzählt, dass man, anders als in Deutschland, niemand zum Zähneziehen überreden muss, sondern dazu, einige Zähne drinlassen zu dürfen! Für die üblicherweise sehr weiche Kost hier braucht man keine Zähne, und jeder verbleibende Zahn ist nur potentielle Quelle neuen Ärgers. Nach dem, was wir in unseren täglichen Racheninspektionen zu sehen bekommen, sind wir dankbar für die allmorgendlichen Patientenfortbildungen, Bedingung für jede Behandlung bei den „German doctors“. Hier wird regelmäßig auch über Zahnpflege gesprochen, und so begegnen einem doch immer wieder ganze Familien, denen man zwar ansieht, dass Geld für Zahnbürste und Zahnpasta knapp ist, dennoch sind die Zähne gepflegt. Wahrscheinlich spielt hier aber auch das fehlende Geld für Süßigkeiten eine Rolle…

Grüße aus der Heimat…

Wir hatten zwei eher schwierige Wochen…extrem viel Arbeit, viele schwer kranke Patienten, einiges ist uns ganz schön an die Nieren gegangen. Und dann passiert was gutes, genau im richtigen Moment: es kommt ein Zeichen, dass wir zu Hause nicht vergessen sind! Unsere NME-Mädels aus Aschaffenburg haben für uns gestrickt und gesammelt, und haben uns ein dickes Paket voller Mützchen, Söckchen, Babykleidung, Fotos von daheim (wunderschön, von Waltrauds Mann!) und Liebe geschickt.

Da gab es ein großes „Hallo!“ auf unserer Station, die Schwestern und Hebammen rissen sich alles gegenseitig aus den Händen, und unsere frisch aufgenommenen Zwillinge (einen Monat alt, jeweils nicht mal 2 kg schwer, leben bei der Oma, weil die Mutter…nicht mehr da ist…) wurden sofort im Partnerlook eingekleidet. Endlich keine kalten Füße mehr!

Danke für den tollen Schnuller!

Und der kleine unterernährte Junge, der zufällig gerade auf Mamas Arm vorbeikam hat auch endlich warme Ohren, dank Helma…
Mädels, Ihr seid die Besten, schön, daß es Euch gibt!

Für alle, die sich wegen irgendwelcher philippinischer Überschwemmungen Sorgen um uns gemacht haben: wir haben nur durch Anrufer aus Deutschland davon erfahren. Bei uns ist es weiterhin erstaunlich sonnig, die Flut hat noch ein zweites Mal an die Tür geklopft, ist aber nicht reingekommen. Und wir sind auf 900 Metern Höhe, da gibt’s vielleicht manchmal nasse Füße, aber für eine gefährliche Überschwemmung sollte es nicht reichen.

Wir hatten Besuch…

Unser Küken...

Unser Küken...

Maayon butag!
Mein Name ist Elena und ich bin nun schon seit über einem Monat auf den Philippinen. Für eine Woche durfte die Arbeit der German doctors in Buda begleiten, da ich im Herbst ein Medizinstudium beginnen möchte. Nicht nur, dass ich in dieser Woche unglaublich viel von dem Ärzteteam gelernt habe, auch die Erfahrungen mit den Patienten war etwas ganz besonderes.

In die Ambulanz kommen unter der Woche hunderte Menschen aus der Umgebung, um sich behandeln zu lassen. Ich durfte in der Zeit mit im Behandlungszimmer sitzen mit Katrin, Marc oder der Gynäkologin Paola), und viel über unterschiedliche Behandlungen lernen. Auch bei einigen Geburten war ich mit dabei! Leider gibt es auch traurige Fälle, vor allem die unterernährten Kinder gehen einem ans Herz. Doch man weiss sie in guten Händen, sogar schon nach einer Woche sieht man die Kinder wieder ab und zu lachen:)

Die Zeit in Buda war ein grosser Segen für mich, vielen Dank an das wunderbare Ärzteteam!

Danke für die Blumen, Elena, wir hatten viel Spass mit Dir! Wir wünschen Dir noch ein paar erlebnisreiche Wochen auf den Philippinen und danach einen guten Start ins Studium (Achtung, Radkes, da kommt vielleicht eine ganz Vielversprechende nach Dresden!).

Alles wird gut…wenn das Programm funktioniert…

Ein Teil des vorletzten Textes war verschwunden, wir haben ihn jetzt nachgefügt…

Happy Birthday EMMA !!!

Liebe Emma! Alles Liebe zu Deinem 6. Geburtstag wünschen Dir Dein Onkel Marc und Deine Katrin! Diese Grüße kommen vom anderen Ende der Welt, und wir haben die nettesten Krankenschwestern mit auf’s Foto genommen…die wollten Dich auch grüßen! Hast Du gesehen, wie klein die sind? Da bist Du schon fast größer! Und so klein sind die hier alle! Wir sehen dahinter aus wie Riesen…
Wir hoffen, dass Du eine tolle Feier mit Deinen Freunden hast, viele Geschenke und einen leckeren Kuchen! Wir denken an Dich und freuen uns darauf, Dich im Dezember wiederzusehen!
Liebe Grüße auch an Mama, Papa und Oma!