Tag Archives: Essen

Nachtrag 1: Lafer? Witzigmann? Schubeck? TERESITA!

Wie versprochen kommen in den nächsten Tagen noch einige Nachträge über unsere restlichen Abenteuer, deren Veröffentlichung in Cuba technisch leider nicht möglich war. Also weiterhin viel Spass beim Lesen.

 

Vergesst sie alle, niemand ist so gut wie sie! Danke, liebe Sebbs, für den wundervollen Tag, den Ihr uns gestern gesponsort habt! Die „Kulinarische Tour mit Teresita“ war ein Traum…

Nach kurzer Bahnfahrt nach „Agüero“, im äußeren Bereich von Buenos Aires spazierten wir durch ein hübsches Villenviertel und landeten an der vereinbarten Adresse. Der Hund vor dem an der Pforte gewarnt wurde entpuppte sich rasch als äußerst liebesbedürftig, ebenso wie seine Chefin, die uns mit einem breiten Lächeln an der Tür erwartete. Teresita ist Mitte sechzig, ebenso wie ihr Mann, ein Hausarzt, der sich im letzten Jahr zur Ruhe gesetzt hat, und ihr seitdem in der Küche hilft…

Die Tour begann mit einem Spaziergang durch den Ort, begleitet von Teresitas Nachbarn, der sonst nur bei den Grillparties in ihrem Garten fürs Grillen zuständig ist, jetzt aber einsprang, weil Teresita Rückenprobleme hatte. Wir besuchten den Wochenmarkt, die Fleischerei mit Erklärung alles Rafinessen

Zurück in ihrem Haus gab es als erstes einen Sekt, dann haben wir gelernt, wie man Empanadas macht. Zunächst den Teig vorbereiten, dann noch ein Sekt, dann die Füllung mischen, dann noch ein Sekt, dann den ausgerollten Teig füllen, verschließen und dann…naja, Ihr wisst schon…

 

Recht fröhlich wechselten wir mit unseren zwei Begleitern aus New York in den einzigartig schönen Garten, wo die Kolibris schon auf uns warteten. In unwirklich schöner Umgebung wurden uns nun jede Menge Köstlichkeiten serviert, gebeizter Lachs auf selbstgebackenem Brot, Kartoffeltortilla mit Ajoli und Salat, unsere Empanadas, ein gewohnt großartiges Steak mit gefüllter Mini-Zucchini und beratener Yucca und zum Abschluss noch flambierte Pfirsiche mit selbstgemachtem Pfirsicheis. Selbstverständlich gab es zu jedem Gang den passenden Wein, und erneut nie nur ein Glas, und einer war besser als der letzte… Teresita, ihr Mann und ihre Enkelin gesellten sich abwechselnd für ein paar Worte zu uns, und hatten sichtlich Freude an unserem Genuss. Nur sehr schweren Herzens machten wir uns am späten Nachmittag auf, mussten ja noch zurück nach Buenos Aires, und wollten dann doch alle noch einen Abstecher in die Wahnsinns-Bäckerei machen…man braucht ja ein bisschen Proviant für so einen Flug nach Cuba…

Mit unseren amerikanischen Freunden gab es auf der Fahrt noch viel zu lachen, und noch spätabends, als ich den Fuß aus dem Bett stellen musste, um das Karussell zu bremsen, träumten wir von Teresita, ihrem guten Essen, gemütlichen Haus und wundervoll-verträumten Garten am Rande von Buenos Aires…was für ein Abschluss für Südamerika… Danke, liebe Sebbs, es war ein bisschen wie Grillen mit Euch, damals auf Eurem Balkon in Göttingen…

(Zu) kurzes Gastspiel in Peru

Lilly goes peru

Lilly goes peru

Nach unkompliziertem Grenzübertritt verbrachten wir eine Nacht in Piura, Nordperu, knapp hinter der Grenze. Wieder mal eine Stadt, in der man sich auch zu späterer Stunde noch frei auf der Straße bewegen kann, ohne sich unsicher zu fühlen. Wir wurden Zeugen eines großen Straßenumzugs (irgendwas mit „dem Herrn der Wunder“ und einer Jesusfigur die weihrauchumnebelt auf den Schultern hübscher junger Peruaner durch die Stadt getragen wurde), es gab Spielmannzüge, tanzende Trachtendamen…sehr hübsch. So spät wie möglich gingen wir schlafen, in der bisher gruseligsten Absteige unserer Reise. Haben gefroren, uns geekelt, und sind frühmorgens schnell zum Flughafen, ohne das Badezimmer allzu sehr zu strapazieren (igitt…). Der Flug mit Taca-Airlines war okay, hatten scheinbar einen Sportpiloten, der nicht erst nach Ausrichtung der Maschine in Startbahnrichtung Gas gab, sondern bereits in der Kurve auf die Startbahn beschleunigte…hoppala… Zwischenstop in Lima: „Bitte alle aussteigen, Flugzeug wechseln!“. Wir wurden einmal quer durch den Flughafen gelotst, hatten so dankbarerweise die Möglichkeit schnell das Ivonnchen anzurufen, um ihr zum frisch errungenen Titel zu gratulieren. Etwas lächerlich fanden wir es dann doch, als wir wieder in exakt derselben Maschine mit derselben Crew landeten. Hatten dafür aber die schöneren Sitze, vorne, mit Beinfreiheit. Die Landung in Cusco war erneut etwas sportlich, da muss der Flieger nach 180°-Wendung zwischen die hohen Berge eintauchen, hat schon ein wenig gewackelt, was Druckstellen an den gegenseitigen Händen und zahlreiche Liebesbekundungen zur Folge hatte… Cusco hatte man uns als unangenehm touristisch mit lauter aufdringlichen Verkäufern geschildert. Ja, viele wollen einen massieren, es gibt „Super-Top-Angebote“ mit denen man sich MaccuPicchu angucken kann, aber anders als woanders reichte ein freundliches „No, Gracias“ und schon wurde man in Ruhe gelassen. In einer Kneipe wurden sogar T-Shirts mit diesem Aufdruck verkauft… Wir konnten über Touristenjäger und Souvenirshops gut hinweggucken, gab es doch in Cusco so viel anderes schönes zu sehen. Am ersten Abend waren wir ganz euphorisch ob der schönen Gebäude und stimmungsvollen Beleuchtung. So war es dann der richtige Ort für die dicke Erkältung, die ich mir eingefangen habe. Aus zwei geplanten Übernachtungen wurden daher 4, erst in einem tollen Tipp von zwei sympathischen Galapagos-Bekanntschaften: Casa Elena im San Blas-Viertel, war super, danke, Steffie und Patrick! Nachdem das Hotel dann leider ausgebucht war, haben wir für zwei Nächte in einem anderen verlängert. Hier gab es eine Couchgarnitur unter dem Dach, auf der ich herrlich niesen, husten und lesen konnte. Wenn meine Puste es zuließ, sind wir ein wenig durch die Stadt gestapft, haben uns mittelmäßige Museen angeschaut (war nicht so toll), einen Tagesausflug zu den Inkaruinen in Pisac gemacht (sehr nett) und ansonsten nur die Schönheit der Stadt genossen.

Camping Inca Stile

Camping Inca Stile

 Das beste Essen seit Monaten (Jahren?) haben wir entdeckt, waren dann insgesamt viermal im „Ciccalinas“. Tapas wie in Italien, handgemacht Ravioli, Huhn in einer Pekannusssauce zum dahinschmelzen…

das Ciccalinas in Cusco (das beste Essen seit langem)

das Ciccalinas in Cusco (das beste Essen seit langem)

Schließlich fühlte ich mich fit genug, um eine bereits vereinbarte Verabredung einzuhalten. So fuhren wir am 18.Oktober nach Curahuasi, ein kleines Dorf westlich von Cusco. Hier wurde 2007 ein Krankhaus eröffnet, dessen Entwicklung wir von Anfang an verfolgt hatten. Eine evangelische Stiftung aus Deutschland schickt medizinische Mitarbeiter mit missionarischem Auftrag hierher. Wir trafen auf viele freundliche Kollegen, ein Urologe und die stellvertretende Pflegedienstleitung haben uns aus dem Leben hier berichtet und uns das Haus gezeigt.

Diospi Suyana Curahuasi

Diospi Suyana Curahuasi

 Was uns etwas verwirrt hat, nach unserer Zeit in Buda war die gute Ausstattung des Hauses. Es gibt OPs, Intensivstation, Endoskopieabteilung (derzeit unbesetzt, na Matthias, wie wär’s?). Die Gebäude sind schöner und moderner, als unsere Klinik daheim, das Sonogerät ebenfalls, es gibt ein nagelneues (von einem christlichen Siemens-Mitarbeiter erkämpftes) CT, eine Zahnklinik, die unseren Aschaffenburger Zahnarzt erblassen lassen würde, und inzwischen sogar einen (sehr netten!) Zahntechniker, denn man will den Leuten hier jetzt auch Prothesen ermöglichen…statt wie in Buda nur Zähne zu ziehen… Regelrecht erschüttert waren wir, als wir 4 voll eingerichtete Intensivplätze in der UNBENUTZTEN Notaufnahme sahen, mit je 6 Perfusoren, 4 Infusomaten und einem Beatmungsgerät („ Das alles verstaubt hier eigentlich nur…“). Ein wunderschöner Kreissaal, in dem kaum jemals Geburten stattfinden… Nur 10% von dieser Einrichtung in Buda…wir wollen gar nicht darüber nachdenken. In Buda gab es noch zwei Betten, deren Kopfteil manuell hochzustellen war, hier stehen haufenweise elektronisch verstellbare Betten herum… Für Mitarbeiter ist dies sicherlich ein guter Arbeitsplatz, es mangelt auf den ersten Blick an nichts (man bekommt sogar die zu Hause gewohnte professionelle Zahnreinigung…), und auch ein Leben mit Kindern ist sicherlich gut möglich. Man lebt in einer sehr netten Gemeinschaft, es gibt tägliche Andachten und Treffen. Sehr christlich muss man sein, schon allein deswegen kommt dies Krankenhaus für uns gemeinsam nicht infrage. Aber die Ungerechtigkeit, die wir hier empfunden haben hat uns doch auf Tage hin verwirrt… Nach einer weiteren Nacht in Cusco starteten wir am nächsten Morgen nach „Aguas Calientes“ dem vorgeschalteten Ort vor MaccuPicchu. Hier durften wir den Hotel-Ekelrekord knacken, atmeten die ganze Nacht nur sehr flach, um dem Schimmelgeruch zu entfliehen (dafür war es billig…). Um 4.30 Uhr ging der Wecker, um 4.58 Uhr kauften wir (als erste) unsere Busfahrkarten, dann noch Eintrittskarten für die Inkastätte. Gegen 6 Uhr waren wir dann dort – und sofort beeindruckt. In schwerem Morgennebel, noch fast ohne Touristen zeigte sich der Ort magisch,

Machu Picchu mystisch

Machu Picchu mystisch

 

Machu Picchu noch mystischer

Machu Picchu noch mystischer

 

Manchmal muss man über seinen Schatten springen (später vielleicht)

Manchmal muss man über seinen Schatten springen (später vielleicht)mit fließend Wasser (allerdngs nur kalt)

 

 

man rechnete ständig mit einem Inka-König, der gähnende aus einer der Türen treten könnte. Stundenlang geisterten wir hier umher, lauschten mal hier, mal da den Ausführungen der Führer, in ständig wechselnden Sprachen, und können auch heute noch nicht fassen, wie gut alles erhalten war. Bei den meisten Häusern hätte man nur ein neues Dach draufsetzen müssen, und schon hätte man einziehen können. Selbst die sanitären Anlagen funktionieren einwandfrei, mit Freiluftduschen und ‚ner hübschen Toilette im Haus des Chefs. Drumherum eine Landschaft, die einem alleine schon den Atem raubte, hier hätten wir auch unseren Palast gebaut… Als die Touristendichte um die Mittagszeit etwas zu groß wurde, haben wir uns dann davongemacht. Die Zugfahrt von Aguas Calientes bis auf die halbe Strecke nach Cusco war im Hellen wunderbar (am Abend zuvor konnten wir im Dunkeln nichts sehen). Ob die dazugehörige Modenschau (echt Alpaca…) wirklich nötig war…naja… Gegen 19.30 waren wir wieder in Cusco, schnell nochmal zu den guten Ravioli, von dort noch Sandwiches für die Reise mitgenommen (Luxus…und sooooo lecker!) Rucksäcke aus dem Hotel abgeholt und um 22.30 Uhr ging unser erster Nachtbus nach Puno am Titicacasee. Wahnsinn, wie bequem Busreisen sein kann, wir hatten breite „Cama“-Sitze („Bett“), konnten uns fast in die waagerechte legen, sehr ähnlich wie in der FirstClass im Flugzeug. Sind sofort eingeschlafen, und erst in Puno wieder aufgewacht. Hier waren wir eine Stunde früher als geplant, schon um 4.30 Uhr morgens, und nachdem wir den Sonnenaufgang über dem See genossen hatten beschlossen wir spontan, dass es doch schon Zeit war, Peru den Rücken zu kehren…und fuhren sofort weiter nach Bolivien… Die Zeit in Peru war kurz, sicher auch zu kurz, aber wir haben noch so viel vor uns, und Sprachkurs und Schnupfen haben leider etwas mehr Zeit gekostet, als geplant…

Erneuter Hausbesuch…

Das Ende naht…wir sind zurück auf Bali, und heute geht der Flug auf die Philippinen! Gestern sind wir wohlbehalten mit dem OceanStar-Fastboat zurückgekommen und haben uns nach Sanur bringen lassen…einigermaßen ruhige Ecke und dennoch nicht weit vom Flughafen. Die empfohlene Adresse „Ariputri“ war leider ausgebucht, die eleganten Hotels am Strand sind zwar sehr schick, kosten aber entspannte 180 US-$ pro Nacht… Im Ariputri empfahl man uns ein Hotel in einer Seitenstrasse…ich kann mich nicht entscheiden, was widerlicher war, der Gestank in den Zimmern, oder das Rattengift in der Badezimmerecke…auf jeden Fall indiskutabel! Auf dem Rückweg zur Hauptstraße (ich war inzwischen bereit eins der teuren Zimmer zu nehmen) fiel dann der Blick auf das benachbarte Hotel („Abian Kokoro“) , etwas zurückgesetzt, hinter einem japanischen Restaurant („Sumo“)…und es erwies sich…zunächst…als Himmel auf Erden. Das Zimmer westlich-elegant, äußerst sauber, alles ganz neu, für 25€ pro Nacht, wir haben wild nach dem Haken gesucht! Egal, ab ins Bad, Körperpflege bis zum Umfallen, es war herrlich! Und weil wir gerade so in Genussstimmung waren, haben wir uns gleich noch eine kleine Abschiedsparty gegönnt. Auf Kosten meiner Tante Henni (DANKESCHÖN!) ging es ins Strandrestaurant des Edelhotels nebenan. Dort gab es zum ersten Mal seit 3 Wochen einen Weißwein!! Einer von hier, trocken, und sehr, sehr gut! Also gab es noch einen zweiten

auf Dich Tante Henni

…und Antipasti als Vorspeise, einen gegrillten Red Snapper und Spinatrouladen mit Rucolasalat als Hauptgang und anstelle eines Nachtisches einen Cocktail auf dem riesigen Sesselsofa mit Blick aufs Meer… Unterm Strich war selbst dieser Abend nicht teurer, als ein Mittagessen im „Fegerer“ (dennoch vermissen wir ihn…).

Das erste Mal seit Tagen gingen wir dann wieder gerne in unser Zimmer, haben unsere Sachen zu Ende gepackt und sind sanft eingeschlummert. Die Klimaanlage hatten wir wohl ausgeschaltet, nachts wurde es allmählich warm…da lässt man schon mal ein Bein unter dem Laken rausgucken…und dann hat es da so gekitzelt, um 5 Uhr früh…hab ich halt mal nachgeschaut, warum, und sah das Mäuschen gerade noch in Richtung von Marcs Füßen forthuschen… Es folgte zunächst viel Gelächter, Marc meinte, ich hätte `nen Knall, das sei bestenfalls einer der allgegenwärtigen Geckos gewesen, wollte dann aber die Gelegenheit nutzen und schnell mal…ins Bad. Von dort rief er mir dann fröhlich zu, ich sei doch nicht verrückt, die Maus sei in der Badewanne…und komme nicht mehr raus! Das nenne ich mal eine buddhistische Mausefalle, an den hohen Seiten der Wanne ist das Tierchen immer wieder abgerutscht… also haben wir es mit einem Karton eingefangen und Marc hat es vors Hotel getragen. Den Kumpel, der im selben Moment unter dem Kleiderschrank rausguckte und gleich wieder verschwand haben wir ignoriert und sind wieder schlafen gegangen (gut zugedeckt, mit laufende Klimaanlage…). Am Morgen hatte dann  auch er sich selber in der Wanne eingefangen (kein Witz!) und wurde auf die Straße getragen. Aber die Balkonschiebetür lässt immer einen Spalt offen, da können die Mäuse wohl immer wieder rein…trotz des dritten Stockwerks…

Gerade gab es ein gutes Frühstück, Marc war wie immer sehr experimentierfreudig (Sushi zum Frühstück…Respekt, das hätte ich bisher nur einem gewissen Oberarzt und seiner Gattin zugetraut…).

roher Fisch zum Frühstück .... oder ist es doch unserer Freund von heute Nacht

 

Und so packen wir jetzt mit gemischten Gefühlen unsere letzten Sachen ein…auf in das Abenteuer „Ärzte für die dritte Welt“…werden wir gut genug sein? Wir haben doch eigentlich keine Ahnung, was uns erwartet! Und doch freuen wir uns darauf, dazulernen zu können, über den engen Rand unseres bisher wohlbehüteten Assistenzärztedaseins hinausblicken zu können… Und wir passen schon aufeinander auf! Ich hab ja einen Facharzt (und Neonatologen!) dabei, den ich fragen kann, wenn es hakt… Auf geht’s!

Übrigens: sollte einer von Euch Ahnung von Nagern haben, und auf dem Foto etwas anderes als eine freundliche Gartenmaus erkennen…wir wollen es nicht wissen!

Außerdem: vielen Dank für die zahlreichen Kommentare, heute früh gab es vier (!) neue, und wir haben uns unbändig gefreut!